Karmakorthäon » Ilaris - Eigenheiten und Schicksalspunkte

Ich fände es aber gut, wenn wir diesen (nebst einigen anderen Punkten) klären, bevor wir in der nächsten Sitzung zum Spielen mit Ilaris-Regeln übergehen. Wir haben schon ein paar mal darüber diskutiert, ohne irgendein konkreteres Ergebnis als "schaun mer mal"... dabei dürfte der Umgang mit Eigenheiten wohl der problematischste Punkt am Regelsystem sein.

Die bisherigen Probleme damit zusammengefasst, angefangen mit dem wichtigsten:
1) Die Verknüpfung vom Ausspielen von Eigenheiten und Schicksalspunkten widerspricht dem bisherigen Spielstil. Charakternachteile wurden bisher konsequent ausgespielt, weil sie Teil des jeweiligen Charakters waren, ein Belohnungssystem wirkt hier dementsprechend deplaziert.
2) Das Setting der G7 und der bestehenden Gruppe macht konsequentes Ausreizen von Eigenheiten oftmals schwierig. Auf der Ebene der Gruppeninteraktion bzw. der Interaktion mit der Umwelt war bisher immer genug geboten bzw. (selbstverursachte) Konflikte gab es auch immer genug. Abseits davon ist ja auch noch eine einigermaßen komplexe Hintergrundgeschichte vorhanden, bei der es nicht erforderlich ist, dass bei Callan wöchentlich die Almadaner auf der Matte stehen oder Saidjian darauf hingewiesen wird, dass rebellische Maraskaner nicht überall beliebt sind. Kurz: das aus FATE entnomme System rückt das konstante Reizen von Eigenheiten und den dadurch entstehen Flow an Schicksalspunkten viel stärker in den Mittelpunkt, als es im Kontext der Kampagne nötig/passend ist.
3) Mehr ein persönliches Empfinden: die verschiedenen Optionen, SP auszugeben sind schön und gut, aber m.E. unausgewogen. In der bisherigen Praxis war "Nur ein Kratzer", also das Halbieren von Wunden, extrem häufig. Kann natürlich sein, dass dies mit den noch nicht perfekt ausgearbeiteten Eigenheiten zusammenhängt, aber mein allgemeiner Eindruck ist, dass diese reaktiven Varianten zum Einsatz von SP (=nachträgl. Halbieren v. Wunden, Von der Schippe springen und bei der Verknüpfung v. Eigenheiten: Rerolls) deutlich besser sind als proaktive Varianten (vor der Probe 1 SP ausgeben für Zusatzwürfel bzw. 2 bei passender Eigenheit). Jo, manchmal muss diese eine Probe einfach gelingen, aber mich würde es wirklich überraschen, wenn die proaktiven Verwendungen besser/häufiger sind als die reaktiven. Das mag von allen Problemen hier das am wenigsten relevante sein, schließlich waren SP bisher auch v.a. für Rerolls gedacht, aber ich frage mich halt hier wiederum ob a) die Verknüpfung von Eigenheiten mit SP wirklich notwendig ist und b) ob wir am Ende v.a. den Effekt haben, dass damit halt Wunden halbiert werden --> zZz.

Die erste Frage wäre, ob das von allen gleichermaßen als Problem erachtet wird und ob wir dementsprechend tätig werden sollten? Klar, wir können auch erstmal abwarten und es weiter probieren, aber ich sehe halt wirklich nicht, wie das in der vorgeschlagenen Variante im Kontext unserer Kampagne funktionieren soll.

Wenn wir etwas korrigieren möchten, stellt sich die nächste Frage, nämlich: was?

Wir hatten ja schon diskutiert, ob wir Eigenheiten und SP einfach entkoppeln sollen - d.h. SP regenerieren sich wie bisher in festzulegenden Abständen automatisch und nicht dadurch, dass negative Eigenheiten von euch oder von mir angespielt werden.

Das wäre soweit auch relativ einfach und unproblematisch, auch wenn sich dann wiederum die Frage ergibt: wozu brauchen wir noch die Eigenheiten in der ursprünglich vorgesehenen Form? Ja, bei passenden Eigenheiten könnte man Bonus-Würfel oder Rerolls bekommen, aber die andere Seite von Eigenheiten, dass sie auch Nachteile sein können, würden hier dann womöglich mehr oder weniger entfallen? Es könnte natürlich überlegt werden, dass die Eigenheiten dennoch so ambivalent formuliert sind, dass ich in bestimmten Situationen sagen könnte: Du, Saidjian, hast jetzt einen Malus von -X oder einen Würfel weniger bei der Probe, weil dein Gegenüber in dieser sozialen Situation mittelreichischer Patriot ist und keine Maraskaner mag. Ambivalenz ist aber bei der Formulierung vieler Eigenheiten vmtl. gar nicht mal so einfach zu bewerkstelligen... Oder es wird versucht, die bisherigen DSA4-Nachteile in negative Eigenheiten zu verpacken und diesen positive Eigenheiten gegenüberzustellen? Andererseits sollten die Eigenheiten ja auch in ihrer Anzahl überschaubar bleiben, was dem tendenziell entspricht.

Problematisch ist vielleicht auch, dass in den Eigenheiten ganz schön viel drinstecken soll, bei dem die Frage ist, ob es wirklich alles abgebildet werden soll/kann: Eigenheiten beschreiben die Stärken und Schwächen deines Charakters, seine Herkunft, Ausbildung und Weltanschauung. Außerdem sind sie die wichtigste Möglichkeit, Schicksalspunkte zu erlangen(S. 10). Bei unseren über X Spielsitzungen entwickelten Charakteren kann es vmtl. gar nicht das Ziel sein, ihren Charakter dadurch vollumfänglich abzubilden. Das ist wahrscheinlich auch überhaupt nicht nötig, da wir ja über diverse Sitzungen allesamt ein Bild von den jeweiligen Persönlichkeiten gewonnen haben und für deren Umrahmung nicht unbedingt ausformulierte Eigenheiten brauchen. Wir bräuchten halt auch hier einen gemeinsamen Nenner, wie pauschal/spezifisch/ausgearbeitet Eigenheiten sein sollen.

In puncto mögliche Herangehensweisen an das Problem bin ich also, wie offensichtlich werden dürfte, auch noch nicht viel weiter bzw. nicht über Brainstorming hinaus gekommen. Aber es ist wie gesagt etwas, das wir am besten bald und auf jeden Fall vor der nächsten Sitzung klären sollten, daher bin ich auf eure Standpunkte und Vorschläge gespannt.

Mein Vorschlag:

1. Eigenheiten komplett weglassen. Wir haben alle ausgearbeitete Charaktere und brauchen diese "Krücke" meiner meinung nach nicht mehr, um die Charaktere sinnvoll auszuspielen. Wer mag kann sich ja trotzdem als Gedächtnisstütze Neugier 7 auf den Bogen schreiben und ab und an drauf würfeln. Ich würde es wahrscheinlich bei dem ein oder anderen Nachteil auch so machen, damit ich daran denke.

2. Zeichennachteile
Ich weiss, ich wollte mich da nicht einmischen, aber ein Teil der Zeichen könnte auch sein, dass sie eben Nachteile bringen, die dann tatsächlich ausgespielt werden "müssen" bzw. in bestimmten Situationen zu schlechteren Erfolgschancen auf Würfelwürfe führen. Gilt natürlich auch für Zeichenvorteile.

3. Schicksalspunkte
Man kann einfach das alte SP-System übernehmen. Oder wir führen verschiedene Sorten SP ein: ZB.
- Todespunkt (=> einmal dem Tod von der Schippe springen)
- Standard-SP: Würfelwurf wiederholen
- Prä-SP: (vor dem Würfeln einen Würfel dazunehmen)
- Fluff-SP: Heiraten und Familie gründen dürfen ;P

Kann mich mit allen Vorschlägen arrangieren, wobei Zeichen definitiv entsprechende "Eigenheiten" mit sich brignen werden. Bzgl. der Einsatzoptionen: einen Würfel im Vorfeld dazunehmen ist halt im Vergleich zum Reroll vmtl. in den meisten Fällen soviel schlechter, dass es gar keine ernstzunehmende Option ist.

Da hast du meine Idee etwas falsch verstanden: Ich meinte, dass man sich überlegen könnte, ob man verschiedene Arten Schicksalspunkte haben möchte. Die eine Sorte kann man NUR für Rerols verwenden, die andere NUR, um einen Würfel im Vorfeld dazu zunehmen, etc.. Ich bin selbst nicht 100% ig überzeugt von verschiedenen SPs. Wird vielleicht zu viel Verwaltung von SPs. Aber vielleicht ist es auch ganz witzig.

Achso. Hm. Wenn ihr euch die Buchhaltung zutraut, können wir das mal testen. Auf den ersten Blick sieht es auf jeden Fall etwas klobig aus.

Jo, wahrscheinlich ist es das auch, aber wenn man möchte, dass man SP verschiedentlich einsetzen kann, kann man entweder verschiedene Arten SP verteilen oder man muss die Möglichekeiten gut balancen, damit Leute sich nicht immer für das selbe entscheiden.
Man könnte sich überlegen, ob man die Anzahl der Würfel erhöht, die man vor dem Wurf dazunehmen darf oder dass man sagt, mit dem Einsatz eines SP zählt diesmal der höchste Wurf.

Ich denke, es könnte einguter Mittelweg zwischen Balance und Organisation sein, wenn man 2 Arten Schicksalspunkte hat, nämlich Proaktive und Reaktive. Fluff setzen und Würfel generieren ist proaktiv, Wunden reduzieren und nicht sterben reaktiv. Das kombiniert die beiden schwächeren und die beiden stärkeren Einsatzbereiche, so dass innerhalb der beiden Gruppen nicht eine Art, sie zu nutzen die andere offensichtlich aussticht. Außerdem könnte das schon fast reflexartige Spammen von Wunden halbieren merklich weniger werden, wenn man sich Punkte fürs überleben aufheben will.

Wenn es ausreichend praktikabel und dokumentierbar ist, kann ich damit leben.